
Du möchtest dich selbstständig machen, aber der bürokratische Aufwand einer GmbH-Gründung schreckt dich ab? Dann ist das Einzelunternehmen möglicherweise die perfekte Lösung für dich. Es ist die einfachste und unkomplizierteste Form der Selbstständigkeit in Deutschland – und dabei überraschend flexibel und effizient.
Viele erfolgreiche Unternehmer haben als Einzelunternehmen gestartet, bevor sie später zu komplexeren Rechtsformen gewechselt sind. Die niedrigen Einstiegshürden, die schnelle Gründung und die maximale Flexibilität machen das Einzelunternehmen zur idealen Rechtsform für den ersten Schritt in die Selbstständigkeit.
In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du alles, was du über die Gründung und Führung eines Einzelunternehmens wissen musst: von der ersten Anmeldung über steuerliche Aspekte bis hin zu praktischen Tipps für den Geschäftsalltag.
Ein Einzelunternehmen ist die einfachste Form der Unternehmensführung, bei der eine einzelne natürliche Person als Unternehmer auftritt. Du bist alleiniger Inhaber, triffst alle Entscheidungen selbst und trägst auch alle Risiken. Rechtlich gesehen gibt es keine Trennung zwischen dir als Person und dem Unternehmen.
Das Einzelunternehmen ist keine eigene Rechtsform im engeren Sinne, sondern beschreibt vielmehr die Art, wie du deine selbstständige Tätigkeit organisierst. Du handelst unter deinem eigenen Namen oder unter einem Phantasienamen, aber immer auf eigene Rechnung und Verantwortung.
Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften wie der GmbH oder UG bist du als Einzelunternehmer unbeschränkt haftbar. Das bedeutet: Bei Problemen steht nicht nur das Betriebsvermögen, sondern auch dein Privatvermögen auf dem Spiel. Dafür genießt du maximale Flexibilität und musst keine komplexen Gesellschaftsstrukturen beachten.
Anders als bei Personengesellschaften wie der GbR oder OHG benötigst du keine weiteren Gesellschafter. Du bist dein eigener Chef und kannst alle Entscheidungen schnell und unbürokratisch treffen.
Das Einzelunternehmen wird hauptsächlich durch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und bei gewerblichen Tätigkeiten zusätzlich durch das Handelsgesetzbuch (HGB) geregelt. Die rechtlichen Anforderungen sind minimal, was die Gründung so unkompliziert macht.
Ein Gesellschaftsvertrag ist nicht erforderlich, da es ja nur einen Inhaber gibt. Auch komplexe Satzungen oder notarielle Beurkundungen entfallen komplett.
Der größte Vorteil des Einzelunternehmens ist die unkomplizierte Gründung. Während du bei einer GmbH wochenlang auf Termine beim Notar und die Handelsregistereintragung warten musst, kannst du als Einzelunternehmer oft am selben Tag loslegen.
Bei freiberuflichen Tätigkeiten reicht eine einfache Anmeldung beim Finanzamt. Bei gewerblichen Tätigkeiten kommt eine Gewerbeanmeldung hinzu, die meist innerhalb weniger Tage abgewickelt ist. Die Kosten sind minimal – oft unter 50 Euro für alle erforderlichen Anmeldungen.
Als Einzelunternehmer genießt du maximale Entscheidungsfreiheit. Du musst keine Gesellschafterversammlungen einberufen, keine anderen Meinungen berücksichtigen und kannst spontan auf Marktveränderungen reagieren.
Diese Flexibilität zeigt sich auch im Geschäftsalltag: Du kannst deine Arbeitszeiten frei wählen, Geschäftsentscheidungen sofort umsetzen und dein Selbstmanagement optimal auf deine Bedürfnisse abstimmen. Techniken wie Timeboxing lassen sich perfekt in den flexiblen Rahmen eines Einzelunternehmens integrieren.
Alle Gewinne gehören dir unmittelbar und können jederzeit entnommen werden. Es gibt keine Gewinnausschüttungsverfahren oder Beschlüsse, die zu fassen wären. Du entscheidest selbst, was du im Unternehmen lässt und was du privat verwendest.
Das Einzelunternehmen ist steuerlich "transparent": Alle Gewinne und Verluste werden direkt in deiner persönlichen Steuererklärung erfasst. Das bedeutet zwar, dass du persönlich für alle Steuerschulden haftest, bietet aber auch Vorteile bei der Verlustverrechnung.
Besonders in der Startphase können Verluste direkt mit anderen Einkünften verrechnet werden. Wenn du beispielsweise noch einen Nebenjob hast, können Unternehmensverluste deine Steuerlast daraus reduzieren.
Die Verwaltungskosten eines Einzelunternehmens sind minimal. Es fallen keine Körperschaftsteuererklärungen an, keine aufwändigen Gesellschaftsversammlungen müssen protokolliert werden, und auch die Buchführung ist bei kleineren Unternehmen einfach zu handhaben.
Bei der Kleingewerbe Steuer profitierst du von vereinfachten Regeln, wenn deine Umsätze bestimmte Grenzen nicht überschreiten.
Der größte Nachteil des Einzelunternehmens ist die unbeschränkte Haftung. Du haftest mit deinem gesamten Vermögen – sowohl betrieblich als auch privat. Das schließt dein Haus, dein Auto, deine Ersparnisse und sogar deine Altersvorsorge ein.
Bei Branchen mit hohen Haftungsrisiken kann das existenzbedrohend sein. Eine umfassende Betriebshaftpflichtversicherung ist deshalb für die meisten Einzelunternehmer unverzichtbar.
Als Einzelunternehmer kannst du keine Gesellschafter aufnehmen, die Kapital einbringen. Die Finanzierung ist auf Bankkredite, Fördermittel und dein eigenes Kapital beschränkt. Wenn du Investoren finden möchtest, wird das schwierig – die meisten Investoren bevorzugen Kapitalgesellschaften.
Auch bei der Kreditvergabe sind Banken bei Einzelunternehmen oft vorsichtiger, da sie das persönliche Ausfallrisiko des Inhabers bewerten müssen.
Da das Einzelunternehmen rechtlich nicht von dir getrennt ist, können Nachfolgeregelungen kompliziert werden. Das Unternehmen kann nicht einfach verkauft oder übertragen werden – stattdessen müssen alle Vermögensgegenstände, Verträge und Beziehungen einzeln übertragen werden.
Bei höheren Gewinnen kann die steuerliche Belastung durch den progressiven Einkommensteuertarif ungünstiger werden als bei Kapitalgesellschaften. Ab einem gewissen Gewinniveau lohnt sich oft der Wechsel zu einer GmbH.
Manche Geschäftspartner, besonders größere Unternehmen, bevorzugen die Zusammenarbeit mit Kapitalgesellschaften. Sie wirken professioneller und bieten mehr Rechtssicherheit bei größeren Geschäften.
Geschäftsidee konkretisieren: Bevor du dich anmeldest, solltest du deine Geschäftsidee klar definieren. Was genau wirst du anbieten? Wer ist deine Zielgruppe? Wie sieht dein Geschäftsmodell aus?
Gewerblich oder freiberuflich? Die Abgrenzung zwischen gewerblicher und freiberuflicher Tätigkeit ist wichtig für den Anmeldeprozess. Freiberufler sind beispielsweise Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Architekten, Ingenieure, Künstler oder Autoren. Alle anderen Tätigkeiten gelten als gewerblich.
Finanzierung sichern: Auch wenn du dich selbstständig machen möchtest ohne Eigenkapital, solltest du eine Finanzplanung erstellen. Wovon lebst du in den ersten Monaten? Welche Kosten entstehen für Ausstattung, Marketing und laufende Ausgaben?
Zuständige Behörde: Die Gewerbeanmeldung erfolgt beim Gewerbeamt deiner Gemeinde oder Stadt. In vielen Orten kann das auch online erledigt werden.
Erforderliche Unterlagen:
Kosten: Die Gewerbeanmeldung kostet meist zwischen 15 und 65 Euro, je nach Gemeinde.
Automatische Weiterleitung: Das Gewerbeamt leitet deine Daten automatisch an das Finanzamt, die IHK/Handwerkskammer und andere Behörden weiter. Du musst dich also nicht bei jedem einzeln anmelden.
Fragebogen zur steuerlichen Erfassung: Wenige Tage nach der Gewerbeanmeldung erhältst du vom Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Diesen solltest du sorgfältig und wahrheitsgemäß ausfüllen.
Wichtige Entscheidungen:
Steuernummer: Nach Bearbeitung des Fragebogens erhältst du deine Steuernummer. Erst dann kannst du offiziell Rechnungen schreiben und dein Geschäft voll aufnehmen.
IHK oder Handwerkskammer: Je nach Tätigkeit wirst du automatisch Mitglied in der zuständigen Kammer. Die Beiträge richten sich nach deinem Gewerbeertrag.
Berufsgenossenschaft: Wenn du Mitarbeiter beschäftigst oder in bestimmten Branchen tätig bist, musst du dich bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anmelden.
Kranken- und Sozialversicherung: Als Selbstständiger musst du dich selbst krankenversichern und für deine Rentenversicherung als Selbstständiger sorgen.
Als Einzelunternehmer zahlst du auf deine Gewinne normale Einkommensteuer nach dem progressiven Tarif (14-45 Prozent). Hinzu kommen Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.
Vorauszahlungen: Das Finanzamt kann vierteljährliche Vorauszahlungen festsetzen, basierend auf deinen geschätzten Gewinnen. Diese werden später mit der tatsächlichen Steuerschuld verrechnet.
Gewerbetreibende zahlen zusätzlich Gewerbesteuer. Es gibt jedoch einen Freibetrag von 24.500 Euro jährlich. Außerdem wird die Gewerbesteuer teilweise auf die Einkommensteuer angerechnet.
Hebesatz: Der Gewerbesteuer-Hebesatz variiert stark je nach Gemeinde – zwischen etwa 200 und 900 Prozent. Das solltest du bei der Standortwahl berücksichtigen.
Regelbesteuerung: Bei der Regelbesteuerung führst du 19 Prozent (oder 7 Prozent bei ermäßigten Sätzen) Umsatzsteuer an das Finanzamt ab, kannst aber die Vorsteuer aus deinen Einkäufen abziehen.
Kleinunternehmerregelung: Wenn dein Umsatz im ersten Jahr unter 22.000 Euro bleibt und im zweiten Jahr 50.000 Euro nicht überschreitet, kannst du die Kleinunternehmerregelung wählen. Dann musst du keine Umsatzsteuer ausweisen, kannst aber auch keine Vorsteuer abziehen.
Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR): Die meisten Einzelunternehmer können ihre Gewinne mit der einfachen EÜR ermitteln. Dabei werden nur die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt.
Bilanzierungspflicht: Erst bei höheren Umsätzen (über 600.000 Euro) oder Gewinnen (über 60.000 Euro) wird die doppelte Buchführung mit Bilanz erforderlich.
Ein modernes Rechnungsprogramm für Kleinunternehmer kann dir bei der Buchführung erheblich helfen und Zeit sparen.
Auch wenn es rechtlich nicht vorgeschrieben ist, solltest du unbedingt ein separates Geschäftskonto eröffnen. Das erleichtert die Buchführung erheblich und schafft Transparenz zwischen privaten und geschäftlichen Ausgaben.
Moderne Neobanken bieten oft günstige Geschäftskonten mit praktischen Features für Einzelunternehmer an.
Betriebshaftpflichtversicherung: Eine Betriebshaftpflichtversicherung schützt dich vor Schadensersatzansprüchen Dritter. Je nach Branche können die Risiken erheblich sein.
Berufshaftpflichtversicherung: Bei beratenden Tätigkeiten ist oft eine spezielle Berufshaftpflichtversicherung sinnvoll oder sogar vorgeschrieben.
Rechtsschutzversicherung: Eine Rechtsschutzversicherung kann bei rechtlichen Auseinandersetzungen mit Kunden oder Lieferanten hilfreich sein.
Krankentagegeld: Als Selbstständiger erhältst du kein Krankengeld. Eine Krankentagegeldversicherung sichert dein Einkommen bei längerer Krankheit ab.
Die Neukundengewinnung ist für Einzelunternehmer besonders wichtig, da du alle Bereiche selbst abdecken musst.
Online-Präsenz aufbauen: Eine professionelle Website und Präsenz in sozialen Medien sind heute unverzichtbar. Nutze KI-Tools für Content-Erstellung und Marketing-Automatisierung.
Networking: Persönliche Kontakte und Empfehlungen sind für Einzelunternehmer oft die wichtigste Quelle für neue Kunden.
CRM-System: Auch als Einzelunternehmer solltest du ein CRM für Startup nutzen, um Kundenkontakte systematisch zu verwalten.
Mitarbeiter einstellen: Als Einzelunternehmer kannst du Angestellte beschäftigen. Das bringt aber zusätzliche Pflichten mit sich: Lohnsteueranmeldungen, Sozialversicherungsbeiträge, Arbeitsrecht beachten.
Freelancer beauftragen: Oft ist es flexibler, mit Freelancern zu arbeiten. Achte aber auf die Abgrenzung zur Scheinselbstständigkeit.
Kooperationen eingehen: Kooperationen mit anderen Einzelunternehmern oder Unternehmen können neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, ohne die eigene Struktur zu verkomplizieren.
Wenn deine Haftungsrisiken steigen – durch größere Aufträge, internationale Geschäfte oder risikoreiche Tätigkeiten – solltest du über eine Kapitalgesellschaft nachdenken.
Bei höheren Gewinnen (etwa ab 60.000-80.000 Euro jährlich) kann eine GmbH steuerlich vorteilhafter werden, besonders wenn du nicht alle Gewinne entnimmst.
Wenn du externes Kapital aufnehmen oder Geschäftspartner beteiligen möchtest, ist meist eine Kapitalgesellschaft erforderlich.
In manchen Branchen und bei größeren Kunden wird eine GmbH als professioneller wahrgenommen. Das kann geschäftskritisch werden.
Wenn Familienmitglieder mitarbeiten sollen, gibt es besondere steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten. Ehegatten können als Mitunternehmer eingestuft werden, Kinder als Angestellte beschäftigt werden.
Bei internationalen Geschäften solltest du die steuerlichen und rechtlichen Implikationen beachten. Doppelbesteuerungsabkommen, Umsatzsteuer im EU-Ausland und andere Faktoren können relevant werden.
Online-Businesses haben besondere Anforderungen: DSGVO-Compliance, Impressumspflicht, Widerrufsrechte im E-Commerce. Auch hier ist das Einzelunternehmen grundsätzlich geeignet.
Für saisonale Geschäfte ist das Einzelunternehmen oft ideal, da es flexibel an- und abgemeldet werden kann, ohne komplexe Gesellschaftsstrukturen aufrechterhalten zu müssen.
Moderne Buchhaltungssoftware automatisiert viele Prozesse und macht die Steuerberatung effizienter. Viele Programme bieten auch Schnittstellen zu Banken und anderen Tools.
KI-Tools können Einzelunternehmern dabei helfen, effizienter zu arbeiten: automatische Textgenerierung, Kundenservice-Chatbots, automatisierte Buchhaltung oder intelligente Terminplanung.
Cloud-Tools ermöglichen es, von überall zu arbeiten und alle Geschäftsdaten sicher zu speichern. Das ist besonders für Einzelunternehmer wichtig, die flexibel arbeiten möchten.
Viele Einzelunternehmer starten zu spontan, ohne ausreichende Finanzplanung oder Marktanalyse. Eine solide Vorbereitung ist auch bei der einfachen Rechtsform wichtig.
Auch wenn rechtlich nicht zwingend erforderlich, solltest du private und geschäftliche Ausgaben strikt trennen. Das erleichtert die Buchhaltung und schafft Übersicht.
Als Einzelunternehmer musst du selbst für Krankheit, Berufsunfähigkeit und Alter vorsorgen. Diese Aspekte sollten von Anfang an mitgeplant werden.
Viele Einzelunternehmer versuchen, alles selbst zu machen. Das kann zu Überforderung und Qualitätsproblemen führen. Überlege frühzeitig, welche Aufgaben du delegieren kannst.
Unkenntnis steuerlicher Regelungen kann teuer werden. Investiere in eine gute Steuerberatung oder bilde dich kontinuierlich weiter.
Das Einzelunternehmen ist für viele Gründer die perfekte Rechtsform für den Start in die Selbstständigkeit. Die niedrigen Hürden, die maximale Flexibilität und die einfache Verwaltung machen es möglich, schnell und kostengünstig zu starten.
Die wichtigsten Vorteile zusammengefasst:
Die wichtigsten Risiken beachten:
Das Einzelunternehmen ist nicht für jeden und nicht für immer die richtige Lösung. Aber es ist oft der beste Weg, um erste Erfahrungen als Selbstständiger zu sammeln, das Geschäftsmodell zu testen und herauszufinden, ob die Selbstständigkeit das Richtige für dich ist.
Bei der Plan-D Akademie unterstützen wir Gründer dabei, ihre ersten Schritte als Einzelunternehmer erfolgreich zu meistern. Mit der richtigen Vorbereitung, den passenden Tools und einer durchdachten Strategie legst du den Grundstein für deinen unternehmerischen Erfolg.
Denke daran: Auch die größten Konzerne haben einmal klein angefangen. Das Einzelunternehmen kann der erste Schritt auf deinem Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen sein.

Du suchst den Weg zurück in den Arbeitsmarkt oder möchtest endlich deine beruflichen Ziele verwirklichen? Mit unseren AVGS-Coachings wird dein Neustart greifbar. Ob Bewerbungstraining, Karriereplanung oder die Vorbereitung auf eine Selbstständigkeit – wir begleiten dich mit maßgeschneiderten Programmen.